Hier nicht!?!?

D

digilux

Guest
Die scherzhafte Frage Willis in einem anderen Thread, ob man wohl mit den neuen Cams, die von selbst beim Lächeln auslösen (und nur dann...) ob man damit wohl auf einer Beerdigung fotografieren könne, veranlaßt mich zu folgender Frage:

Gibt es für Euch Situationen, Zeiten oder/und Orte, wo nach Eurem Empfinden das Fotografieren ein absolutes "no go" ist?
Ich hab Leute schon fotografieren sehen bei Unfällen auf der Autobahn, beim Abtransport Schwerkranker mit RTW, in der Kirche beim Gebet....

Geht das?
Wo liegen bei Euch die Grenzen?
Oder ist diese Frage so zu allgemein?

:frage:
LG Lüder
 
D

datwilli

Guest
Also, meine Bemerkung war nicht ernst gemeint. Es gibt Situationen, da gehts einfach nicht. Immer dann, wenn ich die Gefühle des Anderen verletze. Besonders dann, wenn religiöse Dinge mit hineinspielen. Ich bin oft in Nahost und im Islamischen Bereich unterwegs gewesen. Da muss man sehr dezent vorgehen, Manchmal frage ich vorher. Und wenn "NO", dann ist das auch no. Basta.
Ich habe mich oft geschämt,wenn Menschen , (besonders unserer Landsleute) mit einer kaltschnäuzigkeit agieren, die mir die Gänsehaut auf den Rücken treibt.
Diese Diskussion ist uralt und muss doch immer wieder geführt werden. Ethik und Fotografie Ist das Thema. Ich frage mich, kann man das lernen, oder ist das ein Erziehungsproblem.
Nur um ein besonderes Foto zu machen,verlieren viele Fotomenschen alle Hemmungen. Ich frage  mich immer: Wie würde ich in dieser Situation empfinden

Unmaßgebliche Meinung von datwilli
 
S

Shaw

Guest
datwilli schrieb:
Ethik und Fotografie Ist das Thema. Ich frage mich, kann man das lernen, oder ist das ein Erziehungsproblem.
Meiner Meinung nach kann man das Thema eingliedern in die Disskusion über Moral, Ehtik und Wertvortstellungen der ganzen Gesellschaft.
Ich finde es ist ein Erziehungsproblem!
Die Grundsteine von Moral und Ethik werden schon in den Kinderjahren gelegt. Von den Eltern, dem sozialen Umfeld, was abhängig ist von der Gesellschaft. Fakt ist, daß in unserer Gesellschaft immer mehr Hemmschwellen überschritten werden. Das wirkt sich auf alles andere aus.

datwilli schrieb:
Es gibt Situationen, da gehts einfach nicht. Immer dann, wenn ich die Gefühle des Anderen verletze.
Und das ist in meinen Augen der springende Punkt. Empathie scheint heutzutage zu den Charakterzügen zu gehören die nur noch sehr selten ausgeprägt sind. Zu erkennen was einen Menschen verletzt, was unangebracht ist, ist rare Ware.
Viele Menschen erkennen einfach nicht mehr, wann sie die Gefühle anderer oder deren Privatssphäre verletzen.
Fotographieren auf Beerdigungen ist in meinen Augen ein nogo genauso wie das fotographieren von Verletzten an einer Unfallstelle.
Ich hab da die Bilder im Kopf von einem Rollerunfall, wo dem Rollerfahrer die Vorfahrt genommen wurde. Die Handys waren schneller draußen als zivile Ersthelfer am Ort des geschehens (und davon gab es nur 3. 3 von ca. 30 an der Kreuzung.)... das sagt viel über die Gesellschaft aus.

Und jemand der solche Moralvorstellungen hat und eine Kamera in die Hand bekommt wird so handeln. Das Leid anderer missachten um sich daran zu ergötzen.

Um mal auf Lüders Frage zurückzukommen:
Ja für mich gibt es sowohl Zeiten, Orte und auch Situationen in denen ich meine Kamera nicht ziehen würde. Dazu zählen Orte an denen andere Menschen Zuflucht suchen (Kirchen zum Beispiel) oder Situationen in denen Menschen mit Gefühlen Konfrontiert werden, die nicht alltäglich sind (Beerdigungen, Trauermärsche ö.ä.). Ebenfalls gibt es gesellschaftliche Tabus (besonders in anderen Kulturen) die man zu achten hat.

Natürlich sind das alles Situationen in denen man vielleicht ein sehr stimmungsvolles und mitreißendes Foto machen könnte. Aber für welchen Preis? Meine Freiheit geht nur soweit bis ich die Freiheit anderer berühre...

lg Kevin
 

FotoFux

Well-known member
Shaw schrieb:
Meine Freiheit geht nur soweit bis ich die Freiheit anderer berühre...
Ich kann jetzt nicht sagen, warum, aber dieser Satz gefällt mir ausgezeichnet! Treffend, kurz und umfassend formuliert.  :up: :up: :up:

Gruß, Patrick.
 
D

datwilli

Guest
Sollte irgendwann mal ein "Forum - Grundgesetz " beschlossen werden, sollte dieser Satz mit aufgenommen werden.
 
A

Anja_01

Guest
Hallo,

ich fotografiere gerne in Kirchen - besonders in der Schweiz hat mich die schlichte Schönheit der Kirchen interessiert. Allerdings: Blitz aus und das gepiepse meiner Canon ebenfalls abgeschaltet. Ich verhalte mich mit der Camera ruhig und fotografiere keine Menschen im Gebet etc. Ich bin überzeugt, dass ich noch nie jemand gestört habe - bekomme aber selber einen "Hals" wenn ich nervöses Geblitze möglichst mit nervösen Rumgerenne (Tapp Tapp Tapp) erlebe.

In Stuttgart gab's einen Fotowettbewerb der Stadt "Friedhofskunst". Ich persönlich habe eine Hemmschwelle, mit der Camera über den Friedhof zu laufen denke aber, im Prinzip kann man es so halten wie in der Kirche: Ruhig verhalten und niemand mit Blitz etc. stören.

Ein absolutes No Go wäre für mich schwere Unfälle, Umweltkatastrophen (Hochwasser, überschwemmte Häuser etc.)
 
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