datwilli schrieb:
Ethik und Fotografie Ist das Thema. Ich frage mich, kann man das lernen, oder ist das ein Erziehungsproblem.
Meiner Meinung nach kann man das Thema eingliedern in die Disskusion über Moral, Ehtik und Wertvortstellungen der ganzen Gesellschaft.
Ich finde es ist ein Erziehungsproblem!
Die Grundsteine von Moral und Ethik werden schon in den Kinderjahren gelegt. Von den Eltern, dem sozialen Umfeld, was abhängig ist von der Gesellschaft. Fakt ist, daß in unserer Gesellschaft immer mehr Hemmschwellen überschritten werden. Das wirkt sich auf alles andere aus.
datwilli schrieb:
Es gibt Situationen, da gehts einfach nicht. Immer dann, wenn ich die Gefühle des Anderen verletze.
Und das ist in meinen Augen der springende Punkt. Empathie scheint heutzutage zu den Charakterzügen zu gehören die nur noch sehr selten ausgeprägt sind. Zu erkennen was einen Menschen verletzt, was unangebracht ist, ist rare Ware.
Viele Menschen erkennen einfach nicht mehr, wann sie die Gefühle anderer oder deren Privatssphäre verletzen.
Fotographieren auf Beerdigungen ist in meinen Augen ein nogo genauso wie das fotographieren von Verletzten an einer Unfallstelle.
Ich hab da die Bilder im Kopf von einem Rollerunfall, wo dem Rollerfahrer die Vorfahrt genommen wurde. Die Handys waren schneller draußen als zivile Ersthelfer am Ort des geschehens (und davon gab es nur 3. 3 von ca. 30 an der Kreuzung.)... das sagt viel über die Gesellschaft aus.
Und jemand der solche Moralvorstellungen hat und eine Kamera in die Hand bekommt wird so handeln. Das Leid anderer missachten um sich daran zu ergötzen.
Um mal auf Lüders Frage zurückzukommen:
Ja für mich gibt es sowohl Zeiten, Orte und auch Situationen in denen ich meine Kamera nicht ziehen würde. Dazu zählen Orte an denen andere Menschen Zuflucht suchen (Kirchen zum Beispiel) oder Situationen in denen Menschen mit Gefühlen Konfrontiert werden, die nicht alltäglich sind (Beerdigungen, Trauermärsche ö.ä.). Ebenfalls gibt es gesellschaftliche Tabus (besonders in anderen Kulturen) die man zu achten hat.
Natürlich sind das alles Situationen in denen man vielleicht ein sehr stimmungsvolles und mitreißendes Foto machen könnte. Aber für welchen Preis? Meine Freiheit geht nur soweit bis ich die Freiheit anderer berühre...
lg Kevin