<p>Agfa-Photo droht das Aus
Die potenziellen Investoren schrecken überzogene Lizenzgebühren für die Marke „Agfa“. Fällt nicht bis Ende der Woche eine Entscheidung, kommt die Produktion zum Erliegen.
Köln / Leverkusen - Ein Streit um die Markenrechte könnte alle verbliebenen 1100 Mitarbeiter der insolventen Agfa-Photo ihren Job kosten. Mit dieser Botschaft traten gestern Sachwalter Andreas Ringstmeier und sein Kollege Hans-Gerd Jauch, der im Juni in die Geschäftsführung der Firma wechselte, im Kölner Amtsgericht vor die Gläubiger. Die Firma steht kurz vor dem Aus. Sollte bis zum Wochenende keine Entscheidung fallen, kommt die Produktion zum Erliegen. Dabei hatte es bis vor wenigen Tagen noch so ausgesehen, als könnten in der Gläubigerversammlung unterschriftsreife Kaufverträge zur Abstimmung vorgelegt werden.
Zwei Modelle konkurrierten: Der Investmentfonds Cerberus wollte mit dem altgedienten Agfa-Mann Jörg Hebenstreit an der Spitze die Laborgerätesparte profitabel machen und hätte auf diese Weise um die 400 Jobs erhalten. Cerberus gab allerdings schon am Wochenende auf. Bis Montag wurde noch mit Photo-Me über eine „große Lösung“ verhandelt. Das britische Film- und Photounternehmen hätte etwa die gleiche Anzahl Arbeitsplätze in Leverkusen, Köln und Vaihingen gerettet. Den Briten ging es vor allem um die Herstellung von Fotochemikalien, Papier und Film. Doch dann zogen sich auch die britischen Unterhändler bis auf weiteres zurück. Der Grund war in beiden Fällen der gleiche: Hartmut Emans, Mehrheitseigner der Agfa-Photo-Holding, will die Markenrechte nur für viel Geld abgeben. Von Cerberus soll die Holding, die selbst nicht von der Insolvenz betroffen ist, für eine umfassende Nutzung des Namens Agfa „40 bis 50 Millionen“ gefordert haben, sagte Jauch gestern. Für eine kleinere Lizenz sollte Photo-Me „als astronomisch angesehene zweieinhalb Prozent vom Jahresumsatz von 200 Millionen Euro“ zahlen, also fünf Millionen Euro.
Die einstige Muttergesellschaft Agfa Gevaert hätte übrigens keine Lizenzgebühren gefordert. Allerdings wollte sie auch verhindern, dass durch die Gebühren die Agfa-Photo-Holding profitiert. Hintergrund ist ein nunmehr ein Jahr andauernder Streit zwischen Agfa Gevaert und Agfa-Photo um den angemessenen Kaufpreis für die Fotosparte. Solange er nicht beigelegt ist, kommt nach Einschätzung von Geschäftsführer Jauch keine „große Lösung“ in Betracht.
Die letzte Chance wäre eine „kleine Lösung“ - der Verkauf einzelner Teile von Agfa-Photo. So interessiert sich Agfas Konkurrent Fuji nur für die Abteilung Großlabore - um in diesem Bereich nicht von Photo-Me abhängig zu werden. Der Lizenzstreit spielt bei dieser Lösung keine Rolle. Bei Agfa würde das allerdings nicht mehr als 60 Arbeitsplätze an den süddeutschen Standorten retten - und die Frage ist, wie lange: „Es ist nicht auszuschließen, dass Fuji an einer Produktion in Deutschland nur für einen begrenzten Zeitraum interessiert ist und mittelfristig versuchen wird, sich das Know-how anzueignen und die Produktion nach Japan zu verlagern“, erklärte Jauch. Auch alle anderen Kaufinteressenten würden nach Auskunft von Jauch und Ringstmeier nur kleinere Bereiche der Firma übernehmen.
Sicherheitshalber wurde nun ein Szenario entwickelt, das bis zum Jahresende das Ende der Produktion vorsieht. Ob die 1100 Mitarbeiter wie ihre schon gekündigten gut 700 Kollegen in eine Beschäftigungsgesellschaft wechseln können, ist noch unklar. Auch hier müsste die ehemalige Mutter Agfa Gevaert mit einem Kredit von gut 25 Millionen Euro einspringen. Ein Vertreter des Unternehmens vermied gestern eine Festlegung darauf. Relativ sicher ist dagegen nur, dass die Agfa-Photo-Pleite wegen nicht gezogener Kredite für die Gläubiger vergleichsweise wenig Verlust bringen wird. Jauch kündigt eine Quote von „reichlich mehr als 30 Prozent“ an.</p><p>Und wieder wird ein traditionsreiches Deutsches Fotounternehmen das Zeitliche segnen.</p><p>Schade !!!!
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Die potenziellen Investoren schrecken überzogene Lizenzgebühren für die Marke „Agfa“. Fällt nicht bis Ende der Woche eine Entscheidung, kommt die Produktion zum Erliegen.
Köln / Leverkusen - Ein Streit um die Markenrechte könnte alle verbliebenen 1100 Mitarbeiter der insolventen Agfa-Photo ihren Job kosten. Mit dieser Botschaft traten gestern Sachwalter Andreas Ringstmeier und sein Kollege Hans-Gerd Jauch, der im Juni in die Geschäftsführung der Firma wechselte, im Kölner Amtsgericht vor die Gläubiger. Die Firma steht kurz vor dem Aus. Sollte bis zum Wochenende keine Entscheidung fallen, kommt die Produktion zum Erliegen. Dabei hatte es bis vor wenigen Tagen noch so ausgesehen, als könnten in der Gläubigerversammlung unterschriftsreife Kaufverträge zur Abstimmung vorgelegt werden.
Zwei Modelle konkurrierten: Der Investmentfonds Cerberus wollte mit dem altgedienten Agfa-Mann Jörg Hebenstreit an der Spitze die Laborgerätesparte profitabel machen und hätte auf diese Weise um die 400 Jobs erhalten. Cerberus gab allerdings schon am Wochenende auf. Bis Montag wurde noch mit Photo-Me über eine „große Lösung“ verhandelt. Das britische Film- und Photounternehmen hätte etwa die gleiche Anzahl Arbeitsplätze in Leverkusen, Köln und Vaihingen gerettet. Den Briten ging es vor allem um die Herstellung von Fotochemikalien, Papier und Film. Doch dann zogen sich auch die britischen Unterhändler bis auf weiteres zurück. Der Grund war in beiden Fällen der gleiche: Hartmut Emans, Mehrheitseigner der Agfa-Photo-Holding, will die Markenrechte nur für viel Geld abgeben. Von Cerberus soll die Holding, die selbst nicht von der Insolvenz betroffen ist, für eine umfassende Nutzung des Namens Agfa „40 bis 50 Millionen“ gefordert haben, sagte Jauch gestern. Für eine kleinere Lizenz sollte Photo-Me „als astronomisch angesehene zweieinhalb Prozent vom Jahresumsatz von 200 Millionen Euro“ zahlen, also fünf Millionen Euro.
Die einstige Muttergesellschaft Agfa Gevaert hätte übrigens keine Lizenzgebühren gefordert. Allerdings wollte sie auch verhindern, dass durch die Gebühren die Agfa-Photo-Holding profitiert. Hintergrund ist ein nunmehr ein Jahr andauernder Streit zwischen Agfa Gevaert und Agfa-Photo um den angemessenen Kaufpreis für die Fotosparte. Solange er nicht beigelegt ist, kommt nach Einschätzung von Geschäftsführer Jauch keine „große Lösung“ in Betracht.
Die letzte Chance wäre eine „kleine Lösung“ - der Verkauf einzelner Teile von Agfa-Photo. So interessiert sich Agfas Konkurrent Fuji nur für die Abteilung Großlabore - um in diesem Bereich nicht von Photo-Me abhängig zu werden. Der Lizenzstreit spielt bei dieser Lösung keine Rolle. Bei Agfa würde das allerdings nicht mehr als 60 Arbeitsplätze an den süddeutschen Standorten retten - und die Frage ist, wie lange: „Es ist nicht auszuschließen, dass Fuji an einer Produktion in Deutschland nur für einen begrenzten Zeitraum interessiert ist und mittelfristig versuchen wird, sich das Know-how anzueignen und die Produktion nach Japan zu verlagern“, erklärte Jauch. Auch alle anderen Kaufinteressenten würden nach Auskunft von Jauch und Ringstmeier nur kleinere Bereiche der Firma übernehmen.
Sicherheitshalber wurde nun ein Szenario entwickelt, das bis zum Jahresende das Ende der Produktion vorsieht. Ob die 1100 Mitarbeiter wie ihre schon gekündigten gut 700 Kollegen in eine Beschäftigungsgesellschaft wechseln können, ist noch unklar. Auch hier müsste die ehemalige Mutter Agfa Gevaert mit einem Kredit von gut 25 Millionen Euro einspringen. Ein Vertreter des Unternehmens vermied gestern eine Festlegung darauf. Relativ sicher ist dagegen nur, dass die Agfa-Photo-Pleite wegen nicht gezogener Kredite für die Gläubiger vergleichsweise wenig Verlust bringen wird. Jauch kündigt eine Quote von „reichlich mehr als 30 Prozent“ an.</p><p>Und wieder wird ein traditionsreiches Deutsches Fotounternehmen das Zeitliche segnen.</p><p>Schade !!!!
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