Manueller Weissabgleich

Beibo

Well-known member
Moin, moin,
ja, mit 6 Stunden Zeitverschiebung nach Peru, bin ich noch nicht müde.

Mein Verdacht zur unzufriedenstellenden Farbwiedergabe meiner Kamera liegt im zwischen beim wohl schlechten (zumindest eben in bestimmten Situationen) automatischen Weissabgleich.

Nun also Frage zum MANUELLEN, da mir die Suche nichts ausgespuckt hat und über google mal das eine, mal das andere rauskommt.

Ich möchte also einen manuellen Weissabgleich machen. Nun gibt es verschiedene Methoden.

1. Taschentuch vor Objektiv
2. Extra Filter draufschrauben
3. Weisses Blatt papier
4. (Farb-)Grau-/Weiss-karte

Am meisten Interessiert mich zunächst natürlich, was ich bald möglichst tatsächlich in die Tat umsetzen kann, deshalb fliegen Karten und Filter raus. Hab hier in Peru ja nicht einmal eine Postadresse! :)

1. grundsätzliche Vorgehensweise korrekt?: egal mit welchem Hilfsmittel, Format füllend, unter gleichen Lichtbedingungen wie das gewünschte Objekt ein Foto machen, unscharf und mit  AUTOMATISCHEM WEISSABGLEICH (?). Dann mit der Kamera unter "manueller Weissabgleich" dieses Foto auswählen und Bingo.
2. Soll die Kamera in die Lichtquelle gehalten werden? Falls ja, was wenn es zum Beispiel bewölkt ist und das gar nicht so genau definierbar ist oder in Richtung des Objekts?
3. Woran erkenne ich (ausser, wenn mir die Farbwiedergabe zum Beispiel untreu erscheint), ob ein neuer Abgleich von Nöten ist?
Ich meine: angenommen ich bin draussen unterwegs und fotografiere Blüten in einem Wald. Wie lange ist dann mein zunächst vollführter manueller Weissabgleich gültig? Solange, bis sich an den Lichtverhältnissen deutlich etwas ändert? Wohl nicht so eindeutig beantwortbar, richtig?

4. Wie oft, bzw. macht ihr überhaupt manuelle Weissabgleiche?
5. Gibt es jemanden hier, der gerade im Makrobereich damit zu tun hat und mein Problem von verfälschten Blútenfarben beispielsweise kennt und in der Natur manuelle Weissabgleiche vornimmt?
6. Und schliesslich: was ist zu bevorzugen: weisses Blatt (das durch optische Aufheller "verseucht" sein könnte) oder das Taschentuch vor die Kamera?
7. Gibt es Unterschiede in der Durchführung mit diesen zwei Hilfsmitteln?

8. Soll ich Euch für Eure Antworten danken?


Liebe Grüsse, Benedikt.

Edit: Antwort 8 bereits gegeben: vielen Dank für Eure Hilfe! ;)
 
D

digilux

Guest
Hallo Benedikt,
wäre noch gut gewesen, zu erfahren, mit welcher Kamera Du unterwegs bist - ich merke mir so was leider nicht..
Das Vorgehen ist - bei meinen Canon jedenfalls - so, wie Du es beschrieben hast: Unter den zu bestimmenden Lichtverhältnissen ein Foto machen, bei dem ein weißes oder neutralgraues Objekt in der Mitte (!) sich befindet. Dann im Kameramenue den man. Weißabgleich aufrufen, dieses Bild wählen und fertig.

Wann ein manueller Weißabgleich nötig oder geboten ist, ist eine Sache der eigenen Erfahrung. Ich selbst nutze ihn unter Tageslichtbedingungen kaum. Unter Studiobedingungen stelle ich den Kelvin-wert der Lampen direkt ein.
Wenn Du aber den Verdacht hast, daß die Farben verfälscht dargestellt werden, ist das natürlich DAS Argument für den manuellen Weißabgleich.
Wie oft: Auch nicht klar zu beantworten. Bei Sonnenauf- oder untergang ändert sich die Lichttemperatur schnell, über Tag hält eine Einstellung meist länger. Im Zweifel also lieber einmal öfter...

Wichtiger und besser als alles andere: Eigene Erfahrungen. Dafür lohnen sich ein paar Testreihen...

Liebe Grüße nach Peru!
Lüder
 

Rainer

Moderator
Hallo Benedikt,

ob ein Taschentuch besser geeignet ist als ein Blatt weißes Papier würde ich bezweifeln. Letzztendlich kann ich aber wenig eigene Erfahrungen beitragen. Für eine Reihe Reproduktionen von Grafiken und Gemälden eines Freundes habe ich in RAW fotografiert und ein weißes Blatt Papier mitfotografiert, um am PC den Weißabgleich zu machen. Ansonsten lasse ich hauptsächlich die Automatik arbeiten (Kunstlicht ausgenommen).

Der Anspruch, dass ein Bild die Farben exakt so zeigen soll wie das Motiv ist streng genommen sowieso nicht oder nur mit größtem Aufwand realisierbar. Das war in analogen Zeiten übrigens nicht anders - gut zu erkennen an Bildbänden über Malerei. Jede Reproduktion unterscheidet sich von der anderen, auch bei hochwerten Kunstdrucken.

Wenn man Fotografie unter künstlerischen Gesichstpunkten betreibt (in Abgrenzung zur wissenschaftlichen Dokumentation), sollte man sich sowieso von dem Gedanken trennen, dass Fotografie etwas mit der exakten Darstellung der Wirklichkeit zu tun hat. Das haben wir hier im Forum schon mehrfach ausgearbeitet. Es kommt darauf an, wie DU das Bild siehst und wie es auf den Betrachter wirken soll.

Deshalb nochmals mein Tipp: in RAW fotografieren, dann hast du alle Optionen bei der Ausarbeitung.

Wenn du wissenschaftlich dokumentierst und deinen Anspruch aufrecht erhalten willst, hast du viel Arbeit vor Dir, weil du dann durchgängig mit Farbprofilen und kalibrierten Systemen arbeiten mußt. Ganz nebenbei: das Sparschwein sollte dafür gut gefüllt sein; schon alleine ein guter Monitor kostet ab 1000 Euro aufwärts.

Ich spare mir den Aufwand und bin zufrieden, wenn mir ein Bild gefällt; ich muß niemanden etwas beweisen. Deshalb muß ich dich in Sachen Farbmanagement an berufenere Experten verweisen, die man über Google findet.

Gruß

Rainer
 

Beibo

Well-known member
Danke für Eure Antworten.
Zunächst nochmals technische Fragen.
1. Kamera beim "weissbildmachen" in die Lichtquelle oder in Richtung des Objekts halten?
2. Führen Woken und Schatten zu anderen Bedingungen für den Weissabgleich? (bestimmt oder, obwohl die Lichtquelle ja draussen nach wie vor die Sonne bleibt)

Achja: Kamera: EOS 450d

3. Was kann ich denn mit der "WB-Korrektur" schönes anstellen? Sieht recht kompliziert aus und habe ich erst jetzt in meinem Kameramenü gefunden.



So und nun zur Sache: Farbecht, Realität, Fotografieren als Kunst.

Ich bin der absoluten überzeugung, dass es weder funktioniert, noch Ziel sein sollte, "realistische Fotos zu schiessen" (oder wie auch immer man das ausdrücken mag. Ist ja eigentlich auch Quatsch, weil man nie den Eindruck live, in einem kleinen Rechteck wiedergeben kann. Dass der Mensch nicht einfach nur rational Farben wahrnimmt ist ja klar.

DOCH: ja, könnte sein, dass ich gern ein kleines Archiv von verschiedenen Pflanzen und Blütensorten hätte, somit dokumentierte und insofern die Farbwerte auch sehr wohl eine Rolle spielen. Denke, dass muss ich nicht weiter auslegen...grade bei Sorten, die sich beispielsweise ähneln und es genau um diesen Unterschied geht.

Das andere jedoch und für mich viel wichtigere (ich hoffe ihr versteht mich und meint nicht wieder, ich würde fälschlicherweise versuchen, die Realität einzufangen):

Ich sehe eine Blume und bin begeistert von diesem Blau. Von GENAU DIESEM blau, habe es vielleicht selten so vorher gesehen und würde es liebend gern auch auf dem Bild wiedersehen - was ist daran verkehrt? Ist doch klar, dass ich da enttäuscht bin, wenn der Blaunton so aussieht, wie vielleicht von einer ganz anderen Blüte die in meinem ganzen Garten wächst und diese "besonders sein" nicht mehr besitzt.
Ausserdem geht es mir nicht darum, selbst schöne Farben zu produzieren und die Blüte so am Computer zukalibrieren, wie ich grad Bock drauf hab, ich will doch die Schönheit in der NATUR und Schöpfung sehen und sie deshalb (gerade die Farben!) so wenig wie möglich verfälschen.

Versteht ihr mich?
werd einfach probieren müssen.

achja, letzte frage: die Weisse Karte/Taschentuch unter "automatischem Weissabgleich" fotografieren, richtig?

Liebe Grüsse,
Benedikt.
 

Jens

Administrator
1. Kamera beim "weissbildmachen" in die Lichtquelle oder in Richtung des Objekts halten?

In Richtung des Objekts...

2. Führen Woken und Schatten zu anderen Bedingungen für den Weissabgleich?

Schatten nicht, Wolken aber schon - weil sie die Lichtquelle abdecken und verändern. Die Schatten allerdings liegen ja in der gleichen Farbtemperatur.

3. Was kann ich denn mit der "WB-Korrektur" schönes anstellen? Sieht recht kompliziert aus und habe ich erst jetzt in meinem Kameramenü gefunden.

Ich glaube nicht allzu viel. Da heutzutage eh das meiste in der Nachbearbeitung passiert, kann man auch hier noch mit der Farbtemperatur experimentieren, die - nebenbei bemerkt - auch Auswirkung auf die Belichtung / Tonwertkurve hat.

 
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