Unterschiede in der Wahrnehmung S/W und Farbe

M

Moses

Guest
Hallo Fotografiefreunde,
Ich besuche eine Kunstschule und habe mich bereit erklärt, mit vier weiteren Mitschülern, ein Referat über die Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Schwarz/Weiss- und Farbfotografien zu halten. Das Thema ist für mich insofern schwierig, da die Recherche sehr schwer ist und ich für mich immer noch keine Lösung gefunden habe.
Deshalb bitte ich euch dazu was zusagen, so dass ich viele Eindrücke und Meinungen sammeln kann. Sowieso nimmt es mich Wunder, was ihr als Hobby- und/oder Profifotografen dazu mein: Arbeitet ihr Schwarz/Weiss oder Farbig? Weshalb das eine Stilmittel und nicht das andere? Falls ihr mit beiden arbeitet, wann verwendet ihr S/W oder Farbe? Was wollt ihr jeweils besser Ausdrücken?
Und vor allem: Stimmt das Klischee: Mit Farbe kann man besser Emotionen ausdrücken als mit Schwarz/Weiss?

Um Antworten wäre ich sehr dankbar, ihr könntet mir sehr weiterhelfen.

Euer Moses
 

Jens

Administrator
Das Thema ist für mich insofern schwierig, da die Recherche sehr schwer ist und ich für mich immer noch keine Lösung gefunden habe.
Das kann ich mir vorstellen und liegt sicherlich daran, dass es nicht DIE Wirkung gibt. Darum auch nur subjektiv mein Eindruck: Hinterließen s/w AUfnahmen nach dem Aufkommen des Farbfilms sicherlich einen sehr tristen EIndruck wurden sie schon bald navch einer Übersättigung mit bunten und farbenfrohen Motiven (auch in Werbung & TV etc.) ein Mittel, um das Wesentliche darzustellen.

Ich selber greife auf s/w zurück wenn es sich einerseits von den Kontrasten anbietet. Nicht jedes Bild erzielt eine Wirkung in s/w. Anderereseits ist s/w für mich zeitlos. Und das müssen dann auch die Motive sein. Ein modernes Bürogebäude mit schicken Autos davor wäre für mich kein s/w Motiv.

Das Farbe mehr Emotionen auslöst als s/w glaube ich nicht. Wie hier eigentlich gut zu sehen ist (mit "next" weiterblättern): http://digitaljournalist.org/issue0309/lm02.html
 

Rainer

Moderator
Hallo Moses,

du hast dir ein schwieriges Thema ausgesucht - schwierig deshalb, weil Wahrnehmung eine starke subjektive Komponente hat. Nimm zum Beispiel einen Menschen, der farbenblind ist. Der wird dir ganz anders antworten als normalsichtige Zeitgenossen.

Aber erst einmal zu deinen Fragen:

Zur Zeit sind meine Bilder eher farbig. Das hat vermutlich damit zu tun, dass meine Motive aus der Natur kommen.

Farbe ist ebenso ein Stilmittel wie Schwarz/Weiss. Ich sehe da keinen Unterschied. (Stichwort "Color Key")

Vielleicht kommst du mit dem Referat weiter, wenn du dich mit dem Begriff "Abstraktion" auseinandersetzt.

Abstraktion ist, vereinfacht ausgedrückt, das Weglassen von Details, die man als nebensächlich empfindet, um auf die eigentliche Bildaussage aufmerksam zu machen.

Das Weglassen von Farbe ist ebenso eine Abstraktion wie das Herausnehmen eines Gegenstandes aus seinem "natürlichen" Umfeld - was man z.B. mit selektiver Schärfe macht.

Was die Emotionen angeht: ich denke schon, dass Farben stärker an den Emotionen rühren können wie SW. Es kommt dabei aber auch auf die Art der Emotion an. Angst und Agression haben sicher einen anderen Stellenwert wie andere Emotionen, weil sie entwicklungsbiologisch stärker geprägt sind. Nicht ohne Grund spricht man von Signalfarben, die einen starken Aufmerksamkeitswert haben - wie Rot. Das hat vermutlich damit zu tun, dass Feuer und Blut zwangsläufig mit dieser Farbe in Verbindung gebracht werden.

Ich würde an deiner Stelle mit dem Begriff "Farbpsychologie" googeln, weil ich meine, dass das Thema weit über die Fotografie hinausgeht.

Ich gebe aber gerne zu, dass man von der Masse der Fundstellen erschlagen wird und es für einen Laien nicht einfach ist, Esoterik und Wissenschaft auseinanderzuhalten.

Soweit meine morgendlichen unsortierten Gedanken.

Das fertige Referat würde mich (und sicher auch die anderen hier) interessieren. Vielleicht kannst du einen Link setzen, wenn es fertig ist und deine Mitschüler nichts dagegen haben.

Gruß

Rainer
 
D

digilux

Guest
Hallo Moses,
da bin ich aber froh, daß ich nicht zu so einem Thema arbeiten muß...

Aber zu Deinen Fragen:
Ich fotografiere ausschließlich digital, d.h. ich habe nicht vor der Aufnahme zu überlegen, welchen Film ich jetzt einlege... Meine 20d hat zwar eine S/W-Funktion - aber auf die habe ich bisher generös verzichtet  ;D
Die Entscheidung zwischen sw und farbe fällt bei mir hinterher, am Rechner, wobei natürlich ich seit der Aufnahme einen Gedanken zu dem Bild in mir trage, der auch die Möglichkeit, es in sw zu bearbeiten, mit einschließen kann.
In der Regel fällt die Entscheidung aus dem Bauch heraus - ich bin da kein Kunsttheoretiker. Die Entscheidung fällt besonders dann für sw, wenn ein Bild von Strukturen lebt, wenn grafische Elemente, Linien, Kontraste ect. vorherrschen. Oder auch, wenn mir ein Portrait gelungen ist, das ich "klassisch" nennen würde.  Im Grunde sehe ich einfach: das könnte was in sw sein, und dann versuche  ich es halt.

Das Klischee, daß man mit Farbe eher als in sw Emotionen ausdrücken (oder auch wecken) kann, kannte ich noch nicht. Ich glaube das auch nicht. Eher im Gegenteil. SW steht für mich für Konzentration - auch auf das Wesentliche. Das hat viel mit Emotionen zu tun. Vielleicht ist grade sw besonders geeignet, Emotionen zu transportienen. Wenn - ja wenn der Fotograf das kann. Das gilt aber auch für Farbe. :))

LG Lüder
 
M

Moses

Guest
Danke vielmals für eure weitrerhelfenden Antworten. Ich werde die Inputs sicherlich für meine Recherche nutzen. Für weitere Antworten bin ich weiterhin dankbar.

Werde mich sicherlich nochmals melden.

Gruss, Moses
 
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