"Digitale Objektive" an analoger Kamera

Jens

Administrator
Hallo zusammen,

mal zur Abwechslung die berühmte Frage - umgekehrt  ;) Ich werde in zwei Wochen eine Hochzeit fotografieren - und will auch eine Backupkamera mitnehmen. Da mein Esel der Gold sch*** gerade krank ist, wird die Backupkamera eine analoge sein (F80).

Jetzt habe ich eigentlich fast ausschließlich digitale Objektive, die zwar an der analogen funktionieren - aber in ihren physikalischen Eigenschaften natürlich auf das "Medium Chip" zugeschnitten sind. Während ich bei dem 50mm (D Version) noch weniger Angst habe, sieht es beim Sigma 24-70 EX DG (2,8) und 55-200 (AF-S DX) sicherlich anders aus? Womit genau muss ich rechnen, wenn ich die Linsen auf die F80 schraube. Für ein Backupsystem o.k.?

 

Rainer

Moderator
Jens schrieb:
Womit genau muss ich rechnen, wenn ich die Linsen auf die F80 schraube. Für ein Backupsystem o.k.?
Das Problem sind nicht die physikalischen Eigenschaften des Mediums "Chip", sondern seine Größe.

Die Sigma EX DG-Objektive sind für das volle KB-Format gerechnet und werden deshalb auch an der analogen F80 funktionieren.

siehe auch http://www.sigma-foto.de/cms/front_content.php?idcatart=11

Die Nikon DX-Serie leuchtet nur den kleineren Crop-Sensor aus; du wirst deshalb an der analogen F80 dunkle Bildränder bekommen.

Das 50er ist fürs volle Format gerechnet, paßt also.

Gruß

Rainer
 

Jens

Administrator
Abgesehen von den Rändern, optisch bleibt es wahrscheinlich auch eine "Notlösung". Sprich: Neben der Änderung der Brennweite [Also die Brennebene sitzt ja einfach "weiter weg"?] - ist es auch anderweitig an den Chip angepasst. Das meinte ich mit "Medium Chip" - der hat ja auch andere optische Eigenschaften als ein "chemischer Bildträger". Oder haben die Hersteller da gar nicht so viel verändert?
 

Jens

Administrator
P.S.: Und noch was....der Blitz SB-800 kann auch an der F80 betrieben werden? Das habe ich gerade in einer Produktbeschreibung gelesen. Ist das wirklich so??

Naja, ich mach mich nicht heiß undhoffe sowieso, dass die zweite Kamera nicht zum EInsatz kommen muss....
 

Rainer

Moderator
Jens schrieb:
Abgesehen von den Rändern, optisch bleibt es wahrscheinlich auch eine "Notlösung". Sprich: Neben der Änderung der Brennweite [Also die Brennebene sitzt ja einfach "weiter weg"?]
Nein. Wie schon an anderer Stelle angemerkt: Brennweite bleibt Brennweite und der Sensor sitzt genau an der gleichen Stelle wo früher die Filmebene war. Sonst würden ja die älteren AF-Objektive nicht mehr einsetzbar sein.

Bei dem ganze Gerede über "digitalen" Objektiven muss man zwischen den Zeilen lesen. Das Hauptproblem bei den alten Objektiven ist mehr oder weniger, dass die Vergütung der Hinterlinse den Reflektionseigenschaften der Sensoren nicht genügt. Auf gut deutsch: wenn man früher nicht eine Qualität hart an der Grenze des Zumutbaren produziert hätte, brauchte man heute keine "digitalen" Objektive.  Aber mit einem solchen Statement kann man natürlich keine Werbung machen  :rofl:

Zum Blitz kann ich nicht mehr sagen als was in der Produktbeschreibung steht. Wird schon stimmen. Wenn du sichergehen willst, belichte einen Testfilm. Ist sowieso angebracht, wenn du die F80 über eine längere Zeit nicht benutzt hast. Hast Du an eine Ersatzbatterie gedacht?

Gruß

Rainer
 

Jens

Administrator
Ja, also Batterien müsste ich sowieso besorgen.

Mit "Brennebene weiter weg" meinte ich nicht, dass der Chip weiter hinten liegt, sondern gewissermaßen die Linsen "weiter vorn" sind (mir fehlen gerade irgendwie die Begrifflichkeiten). Was bedeutet, der Brennpunkt ist kleiner als die 36er KB-Größe...so kann man das doch verstehen, warum sich spezielle DX/DG....Objektive nicht für analoge Kameras eignen?

 

Rainer

Moderator
Brennpunkte sind Punkte - die haben keine Dimension  ;D

Du meinst vermutlich die Schnittweite des Objektivs, d.h. der Abstand der Hinterlinse zur Bildebene (=Sensor/Film).

Wenn die Hinterlinse zu tief in das Gehäuse hineinragt, schlägt der Schwingspiegel, der bei Vollformat-Kameras größer ist als bei den Crop-Versionen, gegen die Fassung der Hinterlinse.

Ob das bei dem Nikon DX-Objektiv der Fall ist, weiß ich nicht, könnte man aber ausprobieren. Der Abstand ist aber abhängig von der Fokussierung und evtl. auch Brennweiteneinstellung. Du müssest also vorher die maximale Tubuslänge ermitteln (bei abgenommenem Objektiv) und mit dieser Einstellung testen.

Aber wegen der Vignettierung verbietet sich die Benutzung der Nikon DX-Objektive sowieso - wozu also weiter darüber nachdenken.

Das Sigma DG ist fürs volle KB-Format gerechnet; da kann also nichts passieren.
 

DSP

Well-known member
Bei Canon's EF-S Objektiven dürfte es ein Problem geben, da hier neben dem verkleinerten Bildkreis (Der in der Sensorebene mit einem Abbild versorgte Bereich durch das Objektiv) für APS-C Sensoren hat Canon auch bei EF-S einen geringeren Abstand Rücklinse - Sensor zugelassen. Nicht um die Qualität zu verbessern sondern um billiger produzieren zu können (Durch den Abstand > Brennweite muß eine spezielle Konstruktion verwendet werden - Retrofokus oder so und die ist Aufwendig und erfordert einiges an Glas).

Da allerdings die Nikon D3 als FX (KB-Sensor) auch auf DX umschalten kann und der KB Format Sensor zwingend einen Spiegel wie bei Analogkameras braucht (Sonst sieht man im Sucher nicht das ganze Bild) müßte Nikon bei DX zumindest auf diese Rücklinsen näher heranbring Spielchen verzichtet haben.

Allerdings kann natürlich auch in der Objektivelektronik eine Sperre drin sein (Wenn Analogkamera dann spiel "Totes Objektiv") bzw. die Kamera mit einem "SOS - Nicht Ausslösen" Befehl  beim Abfragen des Objektivs nach dem Einschalten geschockt werden.

Wenn es darum geht den Kunden zum neukauf freundlichst aufzufordern sind die Fotofirmen schon immer Weltmeisterlich gewesen in ihren Innovationen und Ideen.

Die großen Probleme bei Objektiven (eigentlich sind ja alle Objektive Analog, eines das nur digital Lichtdurchlässig wäre ist mir nicht bekannt) für Filmmaterial an einem Digitalsensor waren:

- Analogfilm ist matt und reflektiert selber kaum Licht. Ein Digitalsensor ist dahingehend wie ein Spiegel.
War es bei Analogfilm egal ob die hintere Linse nun Vergütet ist oder nicht (vom Film ist ja eh kein Licht auf die Linse reflektiert worden, welches dann wieder als Geisterbild auf dem Film landet) so hat sich das bei Digital geändert, da der Sensor massiv spiegelnd ist und nun Licht vom Sensor auf die Hintere Linse fallen kann um dann erneut auf den Sensor reflektiert zu werden (außer man entspiegelt die Hinterlinse).

- Analogfilm ist eine Gelatinemasse in der lichtempfindliche Teilchen in einer 3D Struktur wild rumfliegen.
Egal von wo nun Licht kommt, sobald es so ein Lichtempfindliches Silberhalogenidkristall trifft ist es belichtet.

Digitalsensoren sind flache 2D Teller die umgeben sind von einem sehr hohen Kraterrand und über die  ein Farbfilter schwebt der wiederrum zwischen dem Sensor und einer Microlinse liegt. Den Tiefpass, IR, und UV Filter ein paar Millimeter davor nicht zu vergessen.

Einem Sensor ist es absolut nicht egal, ob das Licht von vorne durch den Filter, die Mikrolinse, den RGB Filter auf die Lichtempfindliche Schickt kommt oder ob es schräg aufkommt, zur Hälfte an der Oberfläche des AA Filters reflektiert wird, während der Rest durch die Mikrolinse gebrochen wird um dann den RGB Filter gerade so zu passieren und dann am Pixelrand an der Umrandung zum Teil abgedeckt zu werden. Was da dann noch durchkommt ist ein lächerlicher Prozentsatz von dem was hinten am Objektiv rausgekommen ist.

Daher ist es wichtig, das dieLichtstrahlen möglichst senkrecht durch das Objektiv durchkommen. In der Mitte kein Problem, am Rand - vor allem wenn die Hinterlinse viel kleiner als der Sensor ist aber sehr wohl.

Dieser Abfall der Helligkeit ist dann die berühmt berüchtigte erhöhte Vignetierung (Ein Teil der Vignetierung kommt auch "natürlich" zustande).

Da diese erhöhten Anforderungen an Digital einem Analogfilm Schnurz ist dürften Digital optimierte Objektive auch an Analog funktionieren, sofern sie den kompletten Bildkreis von Analog oder der neuen D3 ausleuchten.

Ansonsten gibt es eckelige runde schwarze Ränder
 
D

digilux

Guest
Hallo Dirk,
das ist mal eine schöne, ausführliche und verständliche Erklärung. Daß der Chip durch seinen Aufbau so einen anderen Lichteinfall benötigt, war mir gar nicht klar. Wieder was gelernt. Danke!
LG Lüder
 

Jens

Administrator
Hi Dirk,

Hut ab und vielen Dank für diese umfangreichen, fundierten und dennoch verständlichen Ausführungen.  :photo: Danke natürlich nicht minder auch an Rainer  :up:
 
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