Hallo!
Nein - ich nenne Dich nicht dumm. Vor ein paar Monaten noch hatte ich auch nur Fragen im Kopf, verstand nix. Warum spezieller Belichtungsmesser, warum kann die Kamera, die ja den eigenen Blitz steuern kann, nicht den Studioblitz steuern, was bedeuten die "Größenangaben" in Wattsekunden etc etc etc.
Ich habe mich dann nach langen Recherchen und einigem Zureden hier im Forum sowie nach längerem Füttern meines chronisch magersüchtigen Sparschweinchens zum Kauf eines Sets aus drei Hensel-Blitzen entschlossen. Vorher hatte ich einiges an Dauerlicht probiert, einschließlich Tageslicht-Speziallampen und so was. Das Geld hätte ich auch in den Kamin stecken können :heul:
Jetzt mit den Blitzen bin ich seeeeehr zufrieden. Hochwertige Qualität und Verarbeitung und die Bedienung ist viel einfacher, als ich erst befürchtet hatte. Daß ich nun viel zu wenig zum Fotografieren damit komme, ist eine andere Sache :heul: :heul:
Für ein paar grundlegende Dinge empfehle ich Dir ein kleines Buch:
"Das Studioblitzbuch" von Dipl.-Ing.(FH) Florian Ernst. (Google hilft finden...) Das kostet 25 Euro, die sich wirklich bei mir gelohnt haben.
Mach Dich daneben schlau über das Stichwort: Lichtmessung. Diese Art der Belichtungsmessung war für mich völlig neu. Und mit deren Kenntnis und ein paar Übungen mit dem Blitzbelichtungsmesser ist Studiofotografie dann der pure Spaß.
Wahrscheinlich - das kann ich nicht genau sagen, denn da fehlt mir der Vergleich - wahrscheinlich hätte ich als Amateur auch mit einer Preiswerteren Anlage zufrieden sein können. Nach einigen kostspieligen Fehlinvestitionen wollte ich aber nicht noch mal "doppelt" kaufen; daher die Entscheidung für die o.g. Marke. Die sind auch wiklich klasse, aber vielleicht braucht man nicht ganz so viel Geld auszugeben... Das muß dann jeder für sich selbst wissen.
Wichtig aber, das hatte ich schon mal gesagt: Der Blitzbelichtungsmesser. Immer wieder liest man, der sei verzichtbar. Und man kommt wohl auch per trial and error um Ziel, aber um welchen Preis! Die Models werden über all das Probieren ungeduldig (was man am Bild dann sieht) , und irgendwann will man es einfach tun, und nicht mehr probieren. Ich meine: WEr am Belichtungsmesser spart, sollte sich die Studioblitze sparen.
Du fragst, wie das funktioniert: Hier ein kurzes Beispiel. Ich möchte z.B. ein Portrait vor einem strahlend weißen Hintergrund (HG) aufnehmen. Dazu setze ich das Model ca 2 Meter vor einen Weißen HG. Zuvor habe ich einen Blitz mit STandardreflektor so auf den HG gerichtet, daß das Zentrum des Lichts etwa hinter dem Kopf des trifft. Das sollte ein stärkerer Blitz sein (sofern verschiedene zur Vergügung stehen) denn der helle HG braucht 2-4mal so viel Licht wie das Gesicht selbst. So stehts im Lehrbuch ;D
Das Hauptlicht (Softbox) stelle ich seitlich, etwa 45 Grad von vorn und einen Aufheller (auch softbox oder Schirm) direkt neben die vorgesehene Kameraposition.
- das klingt hier alles aufwändiger, als es dann wirklich ist... -
Dann schalte ich NUR den Hauptblitz (seitlich von vorn) ein, halte den Belichtungsmesser genau dahin, wo später das Gesicht des Model sein wird, in Richtung Blitz, löse den aus und messe die Blende. Die Auslösegeschwindigkeit spielt ja beim Studioblitz durch die sehr kurzen Abbrennzeiten keine Rolle. Alles unterhalb der kürzesten Synchronisationszeit geht und macht keinen Unterschied. Steht genau in dem Buch erklärt, wieso und warum.
Dann stelle ich so lange an dem Hauptblitz herum, bis weitere Belichtungsmessungen die Blende ergeben, mit der ich fotografieren möchte (Tiefenschärfe!).
- Hinweis: Die Blitze lassen sich in einem gewissen Umfang in der Leistung regeln.... -
Wenn das Ziel nach wenigen Sekunden erreicht ist, mache ich den Hauptblitz erst mal wieder aus und dafür den Blitz für den Hintergrund an. Von der Modelposition aus messe ich auf den HG bis mir der Belichtungsmesser etwa 1,5 bis 2 Blenden mehr anzeigt, als das Hauptlicht hatte. Wenn also z.B. Hauptlicht Blende 5,6 sein soll, stelle ich den HG-Blitz auf etwa Blende 11 ein. Dann wird der schön strahlend hell. Danach mache ich auch den wieder aus und messe allein den Aufheller aus (Kameraposition) und zwar mit etwa 1-1,5 Blenden weniger als Hauptlicht, in unserem Beispiel also Blende 4.
Dann kann es losgehen. Kamera wird "dumm" geschaltet, also manuell. Verschluß auf etwa 1/125 sec und Blende auf die, die am Hauptlicht gemessen wurde, hier also 5,6. Das Hauptlicht ist unser Arbeitslicht, an dem orientiert sich die Kamera. Die beiden andern wurden nicht für die Einstellung der Kamera ausgemessen sondern damit sie in einem bestimmten Verhältnis zum Hauptlicht stehen: Der HG deutlich heller, der Aufheller einiges dunkler als eben das Hauptlicht - der soll ja nur die Schatten etwas aufhellen, nicht vernichten.
Das waren die Vorbereitungen. Nun kann das Model kommen und Platz nehmen. Durch das proportionale Einstelllicht der Blitze kann man abschätzen, ob Lichter und Schatten unseren Vorstellungen entsprechen, sonst wird korrigiert bis es sitzt. Der Kontrolle dient auch das erste Bild (die Profis machten früher in analoger Zeit noch schnell ein Polaroid-Sofortbild für die letzte Kontrolle des Lichts. So heißen die ersten Kontrollbilder heute noch: Polaroid.) Wenn dies Polaroid zufriedenstellend ist, geht die eigentliche Arbeit mit dem Model los.
Ich weiß nicht, ob ich das so auschaulich geschildert habe, ist habe den Eindruck, es klingt sehr lang. Ist es aber nicht. Wenn man das 1-2 mal gemacht hat, geht es recht schnell. Wichtig ist, daß man eine Skizze im Kopf hat, von wo man Licht haben will.
Im Internet - aber auch verschiedenen Büchern - findest Du Beispiele für STandard-Situationen. Die habe ich mit ERfolg nachgestellt. Eigene Variationen finden sich dann von selbst.
Es ist eine sehr schöne Art der Fotografie, besonders in der kommenden dunklen Jahreszeit. Braucht einiges an Platz, 3 mal 4 Meter sind sicherlich die allerunterste Grenze, ab 4 mal 5 Meter wirds vernünftig, mehr schadet auch nicht...
Und wenn man da erst mal bei ist, vergisst man die Kosten für die Blitze recht bald. ;D
Weitere Fragen dazu gerne!
LG Lüder
Noch ne Ergänzung: Du fragst, woher der Blitz seine Befehle kriegt.
Anders als bei Systemblitzen "unterhalten" sich Studioblitze nicht mit der Kamera. Die Blitze werden auf eine bestimmte Leistung eingestellt und die Kamera auf die dazu passende Blende (Zeit ist ja fast egal), fertig. Der einzige Befehl, den der Blitz kriegt ist der Zündimpuls. Dazu ist in der Regel einer der Blitze per Kabel mit der Kamera verbunden und die anderen werden so geschaltet, daß sie über ihre eingebaute Fotozelle den auslösenden Blitz erkennen und zeitgleich auslösen.
Alternativ kann man einen oder alle Blitze zusammen per funk auslösen. Dann kommt in den Blitzschuh der Kamera ein kleiner "Auslöser", der die Studioblitze dann auslöst. Das ist ne besonders feine Sache. Luxus pur...
Mehr ist da nicht.