Recht am eigenen Bild

Jens

Administrator
Da wir neulich mal wieder das Thema hatten: Ein recht gelungener Text dazu gibt nochmal Auskunft: http://www.photoscala.de/Artikel/Das-Recht-am-eigenen-Bild
 

kaliko

Well-known member
Hallo Jens!
Danke für den link!  Der Artikel bestätigt ja wieder einmal, was man schon gewusst /geahnt hat: lieber zur Sicherheit die Finger von street lassen.
Denn sei's auch noch so ausführlich formuliert: im Kern bleibt's schwammig.... und wenn ich vor jeder street-Aufnahme über vier Punkte meditieren muss, kann ich doch die meisten Szenen vergessen. Und das "stillschweigende Einverständnis" setzt ja lt. Definition "Posen" voraus, was lustig sein kann, aber auch nicht immer das ist, was man fotografisch bezweckt  :think:
( http://forum.foto-faq.de/galerie-menschen-situationen-streetfotografie/zeitgenossen-t13877.0.html )

Bleiben also Sport und Demos. Na ja.

Wenn man so durch internationale Foren streift, wird man irgendwie den Eindruck nicht los, dass wir hier anscheinend mehr Skrupel haben als die meisten anderen (das meine ich jetzt gar nicht negativ, wahrscheinlich ist es auch richtig so... fällt mir nur auf)
Und, auch noch dazu gesagt: ich schau mir gute street-Arbeiten wirklich gern an und überlege mir dabei zuletzt, ob ein Einverständnis vorliegt  :shutup:
Wenn der ganze rechtliche Krampf nicht wäre: ich würde auch mehr versuchen.

lg
Brigitte

 

Jens

Administrator
Klar, die Durchsetzung des Rechts am eigenen Bild ist heute wichtiger denn je. Noch nie war es so leicht, Fotos in Windeseile anzu verbreiten. Einmal in ein Forum eingestellt, könnten sofort Tausende Nutzer sehen, wie Herr Meyer sich gerade veträumt eine Zigarette ansteckt. Dabei weiß vielleicht seine Frau gar nicht, dass er raucht...Das heißt, ich habe volles Verständnis für diese Regelungen.

Andereseits: Im Laufe der Zeit hat sich das Internet zur Spielwiese gieriger Geschäftetreiber entwickelt, die letztlich sogar Klage anstrengen, wenn die rote Schrift nicht zum blauen Banner passt. Und so hocken inzwischen selbst die Naturfotografen verängstigt hinter Ihren Kameras und wissen nicht, ob der eben fotografierte Seeadler nicht morgen vor der Tür steht, und auch gern Geld hätte...

:pfeif:

 

kaliko

Well-known member
Ja, du hast Recht. Aber dann kann man, wie gesagt, die gesamte Sparte eigentlich vergessen.
Obwohl, ich habe einen Bekannten, der "arrangiert" interessante Streetszenen mittlerweile mit einverstandenen Freunden und Bekannten.  ;)  Wenn man's nicht weiß, ist es schwer zu unterscheiden. Aber bei Durchsicht der Galerie wundert man sich dann schon, wo die Wandertruppe in gleicher Besetzung überall herumkommt  ;D Ist das dann noch "Street"???
- Oder eher "street-theatre"  ::)  ;)  ?
Und auf der anderen Seite: nicht jeder sw-Schnappschuss in der Straßenbahn ist für mich eine Streetaufnahme (im künstlerischen Sinn). In diversen Foren bekommt man schon oft den Eindruck, es reiche dafür aus - eben "Herrn Meyer mit der Zigarette"  :) "abzuschießen"  :photo: Ich meine, das ist ja eigentlich zusätzlich zu den rechtlichen Aspekten noch zu diskutieren  :think:  ;)

lg
Brigitte
 
A

Anja_01

Guest
Hallo Jens,
danke für den interessanten Link.

"Die Würde des Menschen ist unantastbar" Allein unter Berücksichtigung dieses Partes im deutschen Grundgesetz erübrigt sich die Streetfotografie. Warum mache ich Bilder von einer Dame mit zu engem Kleid, einer Dame mit Sonnenverbrannten Rücken im Schwimmbad (habe ich mal in einer Fotozeitung gelesen) und vor allem: Bilder von Randgruppen wie Obdachlosen etc?
 

kaliko

Well-known member
Anja_01 schrieb:
Warum mache ich Bilder von einer Dame mit zu engem Kleid, einer Dame mit Sonnenverbrannten Rücken im Schwimmbad (habe ich mal in einer Fotozeitung gelesen) und vor allem: Bilder von Randgruppen wie Obdachlosen etc?
Hallo Anja!

Ich bin ganz deiner und Jens'  Meinung, was die Persönlichkeitsrechte angeht. ABER: es gibt schon Gründe, warum man solche Motive fotografieren wollen möchte..... 
- z.B. vor allem den sozialkritischen Aspekt; wirklich gute Fotografen legen mit Streetbildern oft den Finger auf wunde Punkte der Gesellschaft. Das kann bewegen - und hat es auch oft schon.

- mit Streetbildern lassen sich oft Stimmungen und Atmosphäre einer Gegend genial portraitieren.

- und auch das Lebensgefühl einer Zeit lässt sich sehr gut darstellen (wie's wohl in den 40ern oder 50ern gewesen sein muss, habe ich z.B. zu einem Gutteil auch aus Street - Fotografien der Zeit  "gelesen")  Wenn sich damals auch schon alle auf ihre Persönlichkeitsrechte berufen hätten, da würde doch was fehlen.....  :think:

- und es gibt sicher noch mehr Gründe  :)

Fazit: Ich respektiere natürlich die neuen Entwicklungen. Wenn's nicht geht, geht's nicht. Schade drum!

lg
Brigitte
 
D

digilux

Guest
Brigitte:  :up: :up: :up:
Unterschreib ich gerne!

Und dazu: Es gibt auch auf der Straße - und vielleicht grade dort - Menschen, Gesichter, Geschichten, die schön und/oder interessant sind, die allemal ein gutes Bild wert sind. Das kann der Bettler vorm Kaufhaus sein, das kann das verliebte Paar auf der Bank am Brunnen sein oder die Alte mit dem Hackenporsche... Und das Motiv, dieses zu fotografieren muß so gar nichts mit Sensationslust oder bösem Willen zu tun haben: Da findet Leben statt - auch: sehenswertes Leben.

Aber ja: Ein jeder hat das Recht am eigenen Bild - und das ist gut so. Und das steht zu Recht über dem fotografischen Interesse an solchen Bildern.
... Wenns auch oftmals schade ist...
LG Lüder
 

Jens

Administrator
Also Fakt ist: Mein Statement sprach gar nicht gegen die Streetfotografie. Im Gegenteil. Ichhabe selber sehr viele Bilder, die ich leider nicht veröffentlichen kann, genau aus diesem Grund. Und, wie im Artikel auch zu lesen, einer der Fotografen unserer Zeit wurde mit dieser Art Fotografie berühmt. Darum Brigitte stimme ich bei allen Punkten mit dir überein.

Und ich freue mich über jedes neue Bild aus diesem Bereich das ich sehe (oder selber mache). Ich wollte damit nur sagen, ich kann auf der anderen Seite gut verstehen, dass es in Zeiten des Internets einer ganz besonderen Durchsetzung dieses Persönlichkeitsrechts bedarf. Es wird halt immer eine Gratwanderung bleiben...
 

kaliko

Well-known member
Jens schrieb:
Also Fakt ist: Mein Statement sprach gar nicht gegen die Streetfotografie.
Hatte ich auch überhaupt nicht so verstanden  :)
Ich hab' nur so um das Thema allgemein herumgedacht, weil's mich oft beschäftigt.

lg
Brigitte
 
Oben